ein
schwarzer mann marschiert kilometerweit durch ein abweisendes niemandsland,
verdorrte wiesen, feuchte gruben, dreckige wege, darüber ein schleier aus staub
oder smog. immer wieder zweigt er ab, doch die szenerie ändert sich nicht. bis
irgendwo in der ferne der boulevard haussmann und der eiffelturm auftauchen.
zwei andere jungs aus afrika fahren mit dem roller endlos durch diesen
boulevard, er ist menschenleer, ein riesiger boulevard, aber menschenleer. die
jungs wirken verloren darin und beginnen während der tour lieder aus ihrer
heimat zu summen, der hinten klammert sich fast zärtlich an den vorne. wir sind
nicht in paris, sondern in hangzhou. das heisst: wir sehen menschen aus afrika
in einer stadt in china, die eine stadt in europa imitiert. identität, minderheiten,
wünsche – das sind die grossen themen, mit denen sich der dänische künstler
jesper just (1974) in seinen filmischen installationen
beschäftigt, die jetzt im filmmuseum eye in amsterdam umfassend präsentiert
werden. „intercourses“, der essay aus hangzhou, wird in zwei grosszügigen
räumen auf vier zum teil gebrochene wände projiziert: eine poetische, groteske,
unbequeme meditation. wo ist die heimat dieser menschen, wo gehören sie hin?
einer tastet mit seinen fingern behutsam die steine in dem nachgebauten
boulevard haussmann ab, einer legt sein ohr an die wände; vielleicht suchen sie
nach wärme in dieser kalten welt, vielleicht hoffen sie in der stille stimmen
oder klänge aus afrika zu hören, vielleicht finden sie in dieser unwirtlichen
umgebung einen ort für ihre tränen.
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