cyril
manusch ist woyzeck. und sein hauptmann. und sein doktor. wie auf einer
slackline setzt der 24jährige behutsam einen fuss vor den anderen, bewegt sich
spastisch und akrobatisch, spricht dazu die monologe und dialoge, verrenkt sich
und verklemmt sich, plötzlich rennt er die wand hoch, mehr verzweiflung als
befreiung, wirft sich runter, breakdance trotz fussverletzung, auf alle viere,
auf den bauch, das innen wird nach aussen gekehrt, es ist die tortur eines
gejagten und geplagten. diese zehnminütige büchner-body-performance ist der
höhepunkt des diesjährigen absolventenvorsprechens der otto-falckenberg-schule
an den münchner kammerspielen. und sie ist ausgesprochen typisch für diesen
jahrgang: denn auch wenn vera flück und louis nitsche aus „mamma medea“ von tom
lanoye spielen, lea johanna geszti und anna platen woody allens „central park
west“ oder max krause kafkas „brief an den vater“, immer ist dies ein theater
von ausgeprägter körperlichkeit. kein wunder, wenn man in ihren
künstlerbiografien die rubrik „körper“ studiert: aikido, bodypercussion,
capoeira, voltigieren, hiphop, surfen, bauchtanz (wo früher allenfalls mal „fechten“
stand). mit diesem versprechen, texte und gedanken immer auch physisch und
sinnlich zu steigern, haben die fünf frauen und fünf männer der abschlussklasse
ihr casting, ihre bewerbung beim publikum, bestens bestanden. man darf sich auf
ihre weitere entwicklung freuen, auf momente des zaubers und der kraft, auf
viel bewegung in den theatern.
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