Donnerstag, 23. November 2017

LUZERN: RADICAL HOPE NO1 / PILATUSBLICK

sie tanzen sich die seele aus dem leib. 14 jugendliche aus afghanistan, eritrea, somalia, äthiopien und der schweiz, die meisten von ihnen unbegleitete minderjährige asylsuchende, die zurzeit im zentrum pilatusblick in kriens wohnen. im südpol zeigen sie die tanzperformance „radical hope no1 / pilatusblick“, die die beiden choreografinnen beatrice fleischlin und anja meser mit ihnen einstudiert haben. bilder aus ihrer vergangenheit tauchen auf: mal liegen sie in leichensäcken auf kriegsversehrtem terrain, mal führen sie lustvoll körperbetonte tänze aus ihrer heimat vor, mal sind sie eine flüchtlingsgruppe, die es fast nicht schafft, keinen zu verlieren. dazwischen tritt immer wieder einer frontal vors publikum und erzählt seine geschichte: wie er weg musste aus seinem land, wie er seine familie verlor, wie ihn die flucht immer wieder an seine grenzen brachte. das geht unter die haut, denn sie sind erst 14, 15, 16 jahre alt und haben schon unmenschlich viel hässliches erlebt. doch aus diesen alten geschichten schöpfen sie glücklicherweise energie für neue: dann tanzen sie wieder, wild und raumgreifend, und ihr tanz ist ein drang nach leben, nach gemeinschaft, nach zukunft, nach einer anderen, neuen form von heimat. „what is hope for me? what is hope for you?“ fragt anouk singend. man schaut in die grossen augen dieser jungen menschen, so gross wie ihre hoffnungen und ihre träume. nicht wut, sondern mut leitet sie; das ist beeindruckend, zutiefst beeindruckend.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen