Montag, 6. November 2017

BASEL: FOREVER YOUNG

„die zeit im jungen theater hat mich aufgerüttelt, wütend und empört gemacht, gab mir den mut, mit lauter stimme zu sprechen.“ noemi steuerwald ist eine von hunderten, die als 14- bis 24jährige im jungen theater basel spielten und im und mit diesem theater erwachsen wurden. das jtb ist eine institution: 40 jahre, 75 produktionen, manche über 100 mal aufgeführt, internationale gastspiele und preise, beginn zahlreicher theater- und filmkarrieren (marie leuenberger, ueli jäggi als rollschuhfahrender orgasmus, dani levy, rafael sanchez). zum 40-jahr-jubiläum hat der basler kulturjournalist alfred schlienger für den christoph merian verlag einen liebe- und lustvollen, detailreichen und prachtvoll illustrierten band gestaltet: „forever young – junges theater zwischen traum und revolte.“ zusammen mit dramatikern und psychologinnen, mit spielerinnen und soziologen macht sich schlienger auf die suche nach dem rezept dieses durchschlagenden erfolgs. das ergebnis ist nicht einfach ein hübsch eingebundenes kompliment zum geburtstag, sondern intensives nachdenken über aufgabe und wirkung zeitgenössischen theaters – und deshalb für theaterleute und -publikum auch anderswo von interesse. was in basel so toll funktionierte und immer noch funktioniert, lässt sich so zusammenfassen: jugendliche frische und authentizität, intensive auseinandersetzung mit identität und integration, inhaltliche dringlichkeit, innovation als konzept und motor, grosse ernsthaftigkeit und sorgfalt der erwachsenen profis im umgang mit den jugendlichen – und immer wieder: magische momente. „dieses theater ist eine übung in sachen gesellschaft“, sagt der kulturtheoretiker dirk baecker auf seite 182. applaus fürs jtb.

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