Sonntag, 2. August 2015

MÜNCHEN: MORE THAN NAKED

so unerotisch kann tanz sein. so unerotisch kann nacktheit sein. für „more than naked“ lässt die österreichische choreographin doris uhlich in der münchner muffathalle zu dancefloor-hits und barockmusik 19 splitternackte tänzerinnen und tänzer eine gute stunde lang ihre brüste und hintern, ihre pimmel und oberschenkel schwingen und wabeln und wabern und wabbeln und wabbern. leute, freut euch an euren körpern, auch wenn da und dort ein paar pfunde zu viel dran hängen – das soll wohl die botschaft sein. „körperdiskurs“ (programmheft) tönt natürlich besser und mag die eine und den anderen durchaus inspirieren. unter dem strich allerdings bleibt mehr transpiration als inspiration: da werden pyramiden gebaut wie bei grossvater im turnverein, einfach textilfrei. da werden schwitzende körper aufeinander losgelassen, dass es flutscht und spritzt und knackt. ziemlich anstrengend für die tänzer, ziemlich anstrengend fürs publikum. und obwohl es hier offensichtlich um lebenslust und lebenskraft geht, erinnern gewisse partien, wenn das ensemble sich zäh am boden wälzt, an leichenberge. die bedeutungsschwangeren leerstellen, die immer wieder zwischengeschaltet werden, sind vor allem leerstellen. und die muffathalle war früher ein kraftwerk, keine metzgerei.