200
jahre giuseppe verdi, 200 jahre richard wagner – schön war’s, inspirierend war’s,
üppig war’s: „un ballo in maschera“ in basel, „la traviata“ in luzern, „nabucco“
in stuttgart, „der fliegende holländer“ in st.petersburg, „messa da requiem“ in
münchen, „wagner – wie ich welt wurde“ in zürich, „aida“ in verona, „die
walküre“ in luzern, „il trovatore“ in münchen. erfreulich viele neue ansätze, ziemlich
nahe an der überdosis. jetzt geht dieses kunterbunte verdi-und-wagner-jahr zu
ende, jetzt freuen wir uns wieder auf all die anderen komponisten, sie müssen
auch gar nicht extra einen runden gedenktag mit sich rumschleppen. aber das
schlusswort nach diesem monatelangen musik-marathon sei den beiden herren doch
noch gegönnt. giuseppe verdi: „das publikum soll streng sein, soll pfeifen,
aber sein beifall soll mich zu nichts verpflichten.“ richard wagner: „in dem wogenden
schwall, in dem tönenden schall, in des welt-atems wehendem all – ertrinken,
versinken – unbewusst – höchste lust!“ stille. sonne. vorhang.
Dienstag, 31. Dezember 2013
Samstag, 21. Dezember 2013
MÜNCHEN: DISGRACE/SCHANDE
mal ist der täter schwarz und das
opfer weiss, mal ist der täter weiss und das opfer schwarz. erniedrigung,
schiessereien, nötigung, raub, vergewaltigung, das volle programm, kein
leichter abend. weshalb dieses stück, weshalb jetzt? „disgrace“ von j.m. coetzee erschien 1999, ein roman über das
schwierige zusammenleben im südafrika der post-apartheid. regisseur luk
perceval bevölkert die bühne der münchner kammerspiele für seine version von „schande“ mit vier dutzend
schwarzen schaufensterpuppen, stummen farbigen beobachtern, doch mehr als die
politische dimension interessiert ihn die universelle (deshalb dieses stück, deshalb jetzt): was die triebe mit den
menschen anrichten und wie sexuelle übergriffe jedes leben aufs radikalste
verändern. stephan bissmeier zeigt professor lurie, der gerne eine kammeroper
über lord byron schreiben würde, wegen einer affäre mit seiner studentin melanie
dann aber den uni-job verliert, als gefangenen seiner begierden, in brenzligen
situationen wahlweise zynisch oder aggressiv reagierend. vielschichtiger
angelegt ist seine tochter lucy, lesbisch und auf dem land lebend, wohin sich
lurie flüchtet; nach einer vergewaltigung durch schwarze jungs entscheidet sie
sich, das kind zu behalten. warum, das bleibt ihr geheimnis, sie macht nicht
viele worte, doch brigitte hobmeier lässt keinen zweifel, wie sehr sie um diese
entscheidung gerungen hat und wie sehr sie hofft, die richtige antwort gefunden
zu haben. diese inszenierung bietet eine tiefenbohrung in einer welt, die nicht
einfach schwarz/weiss ist. unmittelbar vor mir, in reihe 1, sitzt ein pärchen,
er ü60 mit akkurat geföhnter grauer mähne, sie u30; sie halten händchen,
turteln, flüstern sich pennälermässig dinge ins ohr. sie könnten professor
lurie und seine studentin sein, doch das stück scheint ihnen nichts zu sagen.
seltsam.
Sonntag, 15. Dezember 2013
BEIJING: CHANG'E 3
14.12.2013 - dieses datum sollte man sich merken. erstmals ist ein chinesisches raumschiff auf dem mond gelandet. ein moment von grosser symbolischer bedeutung: china holt auf. und zwar exakt so, wie chang'e 3 auf dem mond aufgesetzt hat, "ohne viel staub aufzuwirbeln" (o-ton chinesisches staatsfernsehen).
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