Dienstag, 27. August 2013

LUZERN: ORIENTALISCH ANGEHAUCHT

huhn mit minze und fenchelkompott. hat ausnahmslos allen geschmeckt. also kurz festhalten, auf dass es nicht vergessen gehe. für vier personen etwa so: gratinform bei 200 grad im ofen vorwärmen; ein grosses glas sherry (mind. 2 dl), dazu wenig zitronensaft, geriebene zitronenschale, wenig ingwer, kurkuma, salz umrühren und kalt bereitstellen; 750 gramm pouletbrust grob würfeln, mit zitronenschale, salz, pfeffer, paprika und kurkuma würzen und kurz anbraten; das fleisch und den kalten jus in die gratinform geben und im ofen bei 70 grad garen; vor dem servieren mit fein geschnittener minze und allenfalls etwas basilikum garnieren. – vier fenchel in feine streifen schneiden, im olivenöl kurz andünsten und auf kleinem feuer mit wenig bouillon köcheln; eine handvoll datteln in feinen scheiben, einen esslöffel lavendel und einen teelöffel kreuzkümel dazu geben. – der vielfalt der farben und geschmäcker zuliebe mit schwarzem reis und weissem yoghurt servieren.

Sonntag, 25. August 2013

LUZERN: 75 JAHRE LUCERNE FESTIVAL

die stadt feiert ihr festival! es begann schon am samstag mit einem blumenmeer: alle passantinnen - luzernerinnen und chinesinnen und inderinnen und obwaldnerinnen - bekamen auf den plätzen eine festival-rose überreicht. ausgesprochen sympathischer auftakt. und am sonntag folgt jetzt ein musikalisches feuerwerk quer durch epochen und stilrichtungen. zum beispiel das „siegfried-idyll“, das wagner seiner cosima 1870 im tribschen-haus als geburtstagsüberraschung komponierte und mit dem arturo toscanini 1938 daselbst den grundstein zum lucerne festival legte; wenn das jetzt, auf den tag 75 jahre später, 13 solisten des lucerne festival orchestra in der kammermusikalischen originalfassung spielen, dann streift einen nicht weit von tribschen aufgewachsenen luzerner doch kurz der schauder der (festival-)geschichte. oder dann der österreichische multiperkussionist martin grubinger, der mit seiner salsa-session den europaplatz vor dem kkl rockt und den allerheftigsten beweis liefert, wie sehr dieses internationale festival mittlerweile auch bei sämtlichen altersklassen und schichten dieser stadt angekommen ist. schliesslich habe ich mir auch noch „von toscanini bis abbado“ angeschaut, den dokumentarfilm über die geschichte des festivals, und festgestellt, dass das durchschnittsalter des publikums in den historischen aufnahmen (1960, 1971, 1998) höher ist als heute, und zwar massiv höher. dies der allererfreulichste befund an diesem tag: das publikum klassischer konzerte ist jünger geworden, das festival hat eine zukunft.

Freitag, 9. August 2013

PFÄFFIKON: DER ZÜRI-GRÖSSENWAHN

in jeder waldlichtung und in jeder einigermassen idyllischen bucht lauert ein freilichttheater. jetzt also auch noch „aida“ in pfäffikon, open-air am pfäffikersee, mit der unvermeidlichen noëmi nadelmann. zur première heute hat festival-chef george egloff ceos von börsenkotierten unternehmen und nationalräte eingeladen, die crème de la crème, wie er dem „züritipp“ verriet: „wir haben darauf verzichtet, b- und c-promis einzuladen. das bringt keine wertschöpfung.“ klar doch, oper nicht als gesamtkunstwerk, sondern als geldmaschine, schliesslich war herr egloff in seinem früheren leben ceo von ticketcorner. aber es kommt noch dicker: ganz beiläufig schreibt der „züritipp“ den durchaus bemerkenswerten satz, der opernevent im oberland wolle „mit bregenz und verona in der gleichen liga“ spielen. nach bregenz pilgern jahr für jahr 200‘000 zuschauerinnen und zuschauer (umsatz 20 millionen €), nach verona 500‘000 (umsatz 23 millionen €). die sieben vorstellungen von egloffs „aida“, die übrigens mal verdis „aida“ war, sind nicht ausverkauft. der züri-grössenwahn schwappt über die ufer des pfäffikersees.

Samstag, 3. August 2013

MÜNCHEN: BESCHRÄNKE NICHT DEN UNBESCHRÄNKTEN

grösster wunsch? meine kinder wiederzusehen! grösster fussballer aller zeiten werden! strassenkindern helfen! drei schöne kinder und star-psychologin werden! leuten helfen, die schwach sind! reich werden und ein moralisches leben führen! meine familie in brasilien besuchen! millionär werden! hip-hop-star werden! beschränke nicht den unbeschränkten herrn! musik machen! meinen platz zu finden! star werden! leute glücklich machen, probleme lösen! entertainer/comedian werden! tanzschule eröffnen! – das sind die grössten wünsche von 16 jungen flüchtlingen aus nigeria, senegal, sierra leone und sozial benachteiligten jugendlichen in münchen. im rahmen des projekts „on stage – kultur im sozialraum“ hat der regisseur laurenz leky mit ihnen das stück „unsere münchner freiheit“ entwickelt, das sich ans märchen von den bremer stadtmusikanten anlehnt: gemeinsam einen traum verwirklichen. das hat enorm viel afrikanischen charme, und trotz einer überdosis europäischer sozial- und theaterpädagogik überwiegen der rhythmus, die spiellust, der drang nach freiheit. wir freuen uns an diesen schwarzen energiebündeln und müssen immer wieder an das riesenplakat denken, das zurzeit an der fassade des residenztheaters hängt: „die realität ist für diejenigen, die ihre träume nicht aushalten.“