Freitag, 25. Januar 2013

SURSEE: FFFALENTIN IM SÄLI

er hat bertolt brecht begeistert und thomas mann, kurt tucholsky und alfred kerr. und die massen. karl valentins sprachakrobatische gratwanderungen („mögen hätte ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut“) erreichten – und erreichen – die intellektuellen und die indianer gleichermassen, die einen im kopf, die anderen im herzen. und jetzt also tourt die luzerner werkstatt für theater durch die landschaft zwischen napf und seetal, macht an neun verschiedenen orten halt und spielt „karl valentin im säli“, zu weisswurst im „engel“ oder pastetli im „ochsen“. einfach so. weil valentins messerscharfe alltagsanalysen nach wie vor sackstark und saukomisch sind. paul steinmann (übersetzung aus dem bayerischen…) und livio andreina (regie) gestalten mit dem kleinen trüppchen eine liebevolle hommage an den wortgewaltigen wunderling: eine schauspielerin, vier schauspieler, ein pianist, alle mit melone – macht sechs valentine, die das grosse vorbild gar nicht erst zu imitieren versuchen, sondern einfach seinen geist tief ein- und ausatmen, seinem dialektischen humor neues leben einhauchen und viel, viel platz lassen für die abgrundtiefe poesie. ein kleiner, feiner abend. den herrn valentin würd’s freuen. und jetzt hoffe ich natürlich, dass hier alle immer schön „fffalentin“ gelesen haben: „…denn es heisst ja auch nicht, man hat einen wogel, sondern einen fffogel.“ und: fffiktualienmarkt.

Montag, 21. Januar 2013

LUZERN: DANKE, ES REICHT JETZT!

liebe zentralschweizer dokumentarfilmer, liebe zentralschweizer dokumentarfilmerinnen. danke, es reicht jetzt! selbstverständlich haben wir uns auch den neusten bergfilm noch angeschaut, erich langjahrs feinfühlige begegnung mit dem älpler märtel schindler. während jahren habt ihr uns, einer wachsenden zahl von urbanen kinogängern, die berge und die bergler gezeigt: die bergler aus schächen- und isental („arme seelen“), die bergler hinter dem stanserhorn („die wiesenberger“, „alpsegen“), die bergler von romoos („die kinder vom napf“), die bergler auf der rigi („mein erster berg“). während jahren habt ihr uns mit vielen und starken bildern und mit wenigen und starken worten unsere umgebung, unsere wurzeln, unsere seelengeographie erklärt. wir haben dank euch vieles gesehen und vieles immer besser verstanden, vor allem den katholischen barock in uns allen. aber jetzt reicht es, „mein erster berg“ bleibt hoffentlich für längere zeit unser letzter film-berg. kommt wieder ins tal und wendet euch neuen sujets zu! wir möchten jetzt filme sehen über die roma-familie in arth-goldau; über die frauen in leggings, die vormittags das shopping-center emmen bevölkern und nachmittags zwecks zumba-gymnastik das pfarreisäli in römerswil; über das giswiler hotelier-ehepaar, das von indern abgelöst wird (für einmal nicht von chinesen); über die 14jährigen drogenkuriere von hochdorf. auch das ist unser alltag, auch das ist unsere umgebung, auch das möchten wir besser verstehen. los geht’s. klappe, die erste. kamera läuft.

Sonntag, 20. Januar 2013

KÖLN: WACHGEKÜSST

"man geht ins theater, um emotional berührt und intellektuell wachgeküsst zu werden." (karin beier, die im sommer als intendantin vom schauspielhaus köln ans schauspielhaus hamburg wechselt) - kann man es schöner, kann man es treffender formulieren?