Samstag, 21. Juli 2012

MICHIGAN: SPRACHE DER MACHT, MACHT DER SPRACHE

wonderful world of words. heute: die sprache der mächtigen, folge 237. mitt romney neulich in michigan (zitate aus der sz): "ich liebe diesen staat. hier ist alles genau richtig. die bäume haben die richtige höhe. ich sehe die seen gerne. ich liebe die seen. es gibt hier etwas ganz besonderes. die grossen seen, aber auch all die kleinen seen... ich liebe autos. als ich aufgewachsen bin, war ich total verliebt in autos... ich liebe autos. ich liebe amerikanische autos. mögen sie die welt noch lange beherrschen." mitt romneys vorlieben zum zweiten: "ich liebe kuchen. es gibt fast keinen kuchen, den ich nicht mag. ich liebe rhabarberkuchen. ich liebe kokosnuss-kuchen und bananencreme-kuchen. ich liebe guten apfelkuchen, kirschkuchen, blaubeerkuchen. ich mag ganz einfach kuchen." mitt romneys vorlieben zum dritten: "ich mag witze ebenso wie dinge, die lustig sind." - romney als bush III, oh my god!!!

Mittwoch, 18. Juli 2012

HIDDENSEE: HAUPTMANN UND MANN

"von tag zu tag werden wir frischer, heiterer, sorgloser. wir verändern uns." so notierte gerhart hauptmann im august 1896 auf hiddensee in sein tagebuch. geht uns ganz ähnlich. wir wohnen in der pension wieseneck, das haus von gerhart hauptmann haben wir gleich gegenüber auf der anderen strassenseite. nicht nur hauptmann verbrachte auf hiddensee die sommerfrische, auch sigmund freud, asta nielsen, käthe kollwitz, gustaf gründgens und - thomas mann. das war zu viel, hauptmann und mann, zwei grosse dichter auf einer kleinen insel, das konnte nicht gut gehen. und es ging nicht gut: hauptmann führte sich auf wie der könig der insel, der keinen zweiten könig neben sich duldet. mann schäumte und rächte sich, indem er hauptmann literarisch karikierte. ein kampf der diven, man möchte nur allzu gerne dabei gewesen sein. jetzt nimmt man halt jeden für sich: vormittags den nobelpreisträger von 1912 (rumstreunen im hübschen, hellen gerhart-hauptmann-pavillon), nachmittags den nobelpreisträger von 1929 (eintauchen in die "buddenbrooks" von thomas mann). ja, und abends beim zweiten glas nach dem fisch versucht man es sich dann doch noch einmal lustvoll vor augen zu führen, dieses längst vergangene urlaubs-duell der missgestimmten dichterfürsten.

Samstag, 7. Juli 2012

GISWIL: VON MÖNCHEN UND MATRATZEN

zur ersten begegnung mit den buddhistischen mönchen aus bhutan, die erstmals ihre klösterliche heimat verliessen und dieses jahr die hauptattraktion sind beim volkskulturfest obwald, kommt es bei einem sonst meist leeren bettengeschäft an der brünigstrasse in giswil. durch die riesigen schaufenster sehen wir die mönche in ihren rot-orangen gewändern im laden herumwieseln, überall die härte von schweizer matratzen und die qualität hiesiger lammfelle testend. ganz offenkundig wollen sie wissen, wie sich glück im westen anfühlt. die zweite begegnung dann auf der hotelterrasse, wo sie herzlich lachen und freundlich grüssen. sie haben den kulturschock überlebt. am abend, unter dem riesigen obwald-zeltdach, nach urnäscher zäuerli und sachsler betruf, sind die zwölf männer wieder ganz im fernen osten und bei sich: zu zwölft sitzen sie auf der breiten bühne in einer reihe nebeneinander und stimmen mit monotoner miene ihre monotonen gebete und gesänge an, ein rituelles gurgeln und röhren, das von tiefen religiösen gefühlen zeugt und auch solche wecken kann. dass martin hess diese mutige programmierung gewagt hat, ist erfreulich. und höchst erfreulich auch, wie alle zuschauerinnen und zuschauer, auch wenn sie musikalisch den zugang nicht finden, sich voller andacht oder stille auf diese meditative stunde einlassen. obwald ist ein festival, wo nicht die show zählt, sondern die authentizität. das sind grosse momente.   

Donnerstag, 5. Juli 2012

LUZERN: FERNWEH

lontano, lontano, lontano,
sui flutti d’un ampio oceano,
fra i roridi effluvi del mar,
fra l’alghe, fra i fior, fra le palme
il porto dell’intime calme,
l’azzurra isoletta m’appar.
m’appare sul cielo sereno
ricinta d’un arcobaleno
specchiante il sorriso del sol.
la fuga dei liberi amanti
speranti, migranti, raggianti
dirige a quell’isola il vol.
kartengrüsse unserer italienischen freunde? nein! werbematerial des all-inclusive-resorts lontano bei olbia auf sardinien? nein! – wer diese verse laut liest, wird schnell bemerken, wie hochmusikalisch sie angelegt sind. sie stammen von einem hochmusikalischen mann, arrigo boito, der als komponist nur mässigen, als librettist von verdi dagegen überwältigenden erfolg hatte. diese zeilen sind das herzergreifende duett aus boitos oper „mefistofele“, das margherita und faust im kerker säuseln und singen: sie träumen von der flucht in eine andere welt, sehnsucht, fernweh. eine melodie für die kommenden wochen. lontano, lontano, lontano.    

Montag, 2. Juli 2012

BEROMÜNSTER: BERÜHRT VON BRAHMS

„freude und wonne werden sie ergreifen, und schmerz und seufzen wird weg müssen.“ das ist grammatikalisch zumindest zwiespältig. aber gut gemeint. johannes brahms legte seinem „deutschen requiem“ worte der heiligen schrift zugrunde und komponierte dazu eine musik voller feierlicher trauer und strahlender zuversicht. ein meisterwerk des trostes. in beromünster erklingt es in der fassung für kammerorchester von ingo schulz. lorenz ganz dirigiert den singkreis maihof luzern und den kirchenchor beromünster sowie die camerata musica luzern. die pfarrkirche st.stephan platzt beinahe, der chorraum ist zu eng für die musikerinnen und musiker, der mensch ist nicht allein; alles in allem also eine ideale optische umsetzung der grundthematik. die hingabe dieser wohl hundert laien und einiger weniger profis beeindruckt und gibt dem werk, das die schönheit des jenseitigen lebens preist und verspricht, eine zusätzliche optimistische dimension: das sind alles menschen, die hoffen. durch seine zarten farben und seine tiefe berührt dieses requiem gläubige und nichtgläubige gleichermassen. als das pianissimo-finale ausklingt, zwitschert draussen vor der kirche von beromünster vergnügt und völlig ungeniert ein vogel und verlängert das werk in die von brahms angedachte richtung. regie des himmels.

Sonntag, 1. Juli 2012

WEGGIS: BEI KURT IST IMMER WAS LOS

vor einigen jahren bummelten wir an einem neujahrstag von vitznau dem ufer entlang nach weggis. eine garstige angelegenheit: nebel, sprühregen, kälte, wind. als wir in weggis beim kurpavillon ankamen, hing dort am menschenleeren quai ein riesiges schild: „in weggis ist immer was los!“ es erfasste uns eine kalte depression und der slogan wurde zum familieninternen running gag für trübe tage. an ebendiesem ort hat kurt zurfluh jetzt live seine 270. und letzte ausgabe von „hopp de bäse“ moderiert und den angeschlagenen slogan seiner wahlheimat aufs trefflichste rehabilitiert. immer was los, 70 minuten lang, die tv-show wird zum volksfest: kurt gibt alles (professionell, sympathisch, echt bis zur letzten sekunde), die weggiser geben alles, die tv-equipe gibt alles und die schweizer volksmusikszene gibt alles. am schluss stehen neun der besten ländlerkapellen und handorgelduos und jodelchöre gemeinsam vor der eindrücklichen see- und bergkulisse und ehren den abtretenden moderator und freund mit der „steiner chilbi“. nur ein einziges mal haben sie’s in dieser riesen-formation geprobt – es wird zu einer perfekten, vielstimmigen, grandiosen dankeshymne für eine tv-legende. und von alt-bundesrat adolf ogi gibt’s für kurt einen kandersteger kristall, wie einst für kofi annan!! da bleibt kein auge trocken, da ist in weggis echt was los.