BRANDER LIVE! durfte heute seine
4000. besucherin oder seinen 4000. besucher registrieren. vielen dank für die
aufmerksamkeit! und nun, für alle freundinnen der statistik, zu den details:
der am wenigsten beachtete post war „rom: ins leben“ (februar 12), der
meistgelesene „luzern: la périchole, vermasselt“ (september 11). 4000
blog-gäste, das will natürlich gefeiert sein: mit thunfisch an himbeer-sauce!
erfolg garantiert! – folgendes müsste man dafür im haus haben: 4 tranchen sehr frische thunfischfilets (ca.
600 g), 0.5 dl erdnussöl, 5 cl weisser portwein, 2 dl geflügelfond, 250 g
himbeeren, himbeeressig, 30 g butter, cayennepfeffer, salz und pfeffer aus der
mühle. – himbeeren pürieren und durch ein sieb streichen. thunfisch mit
salz und pfeffer würzen und im erdnussöl wenden. grillpfanne oder bratpfanne
erhitzen und die steaks ganz kurz saignant braten. sauce: portwein und
geflügelfond stark einkochen, das himbeerpüree dazu geben und erwärmen. die in
würfel geschnittene kalte butter mit dem schwingbesen oder einem stabmixer
unter die sauce mischen. mit himbeeressig, salz und cayennepfeffer würzen. dazu
passen basmati-reis oder taglierini und kleines gedämpftes saisongemüse. – dieses
grossartige rezept stammt nicht von mir, sondern von susan huber (die es fürs „hof-kochbuch“
aufgeschrieben hat). sie weiss, wie sehr ich es schätze, und sie freut sich,
wenn sich andere auch daran freuen. natürlich sind die perspektiven für den thunfisch
bekanntlicherweise nicht eben erhebend, aber dieses rezept ist ein wahres
pfingstfest für jeden thunfisch, der sich freut, nicht als massenware in einer
lieblosen sushi-location zu enden.
Freitag, 25. Mai 2012
Sonntag, 20. Mai 2012
LUZERN: KITTELBERGERS KOLOSSALE KOLORATUR-ORGIE
ein fensterloser salon mit
kronleuchter, blitzblankem parkettboden und edlen grünen stofftapeten. in
diesen gepflegten hohen raum schmettert sumi kittelberger noch viel höhere
koloraturen, atemlos und pausenlos und furchtlos. sumi kittelberger ist
sopranistin am luzerner theater und beweist hier seit fünf jahren, dass sie das
mit den koloraturen ganz meisterlich draufhat. jetzt hat das theater extra für
seinen star ein selten bis nie gespieltes öperchen ausgegraben, das weitgehend aus
koloratur-sequenzen besteht: „le toréador ou l’accord parfait“ von adolphe adam
(1849). und da rast frau kittelberger jetzt definitiv auf der koloraturmässigen
überholspur. sie jagt ihre stimme - schier unglaublich - zwei stunden lang
durch triolen und synkopen in immer schwindelerregendere tempi und höhen, bietet
feinste federleichte stimmakrobatik und singt ihre beiden bühnenpartner (flurin
caduff als ehemann/stierkämpfer und utku kuzuluk als verehrer/flötist) charmant
an die stofftapete. johannes pölzgutter gelingt es wunderbar witzig, die
schlichte handlung, wie frau mit zwei rivalisierenden männern glücklich in
einer ménage à trois endet, so an den rand zu inszenieren, dass sie dieses
musikalische feuerwerk nicht weiter stört. eine oper ganz ohne tiefe – aber mit
hunderten von höhenflügen. un petit bijou.
Mittwoch, 16. Mai 2012
ZÜRICH: EINE IKONE DER PISSOIR-ARCHITEKTUR
nun pilgern sie wieder. das mondäne zürich weiss jetzt wieder, wo es hingehört. es hat seine neue ikone: das caffé collana auf der sechseläutenwiese vor dem opernhaus. hier feiern sie ihre stadt und sich, bis der nächste hype sie ins nächste quartier zum nächsten hot-spot schwemmt. in circa zwei wochen also. genau genommen ist das caffé collana ein prominent platziertes pissoir-häuschen mit parkhaus-eingang und bar. die pavillon-architektur mit dem auskragenden dach und den abgerundeten ecken (der "tages-anzeiger" überbiss vor freude) erinnert penetrant an den hamburger jungfernstieg in den späten 50er-jahren. exakt so wurden öffentliche anlagen damals möbliert, herzig, spiessig, miefig, damit sich frau krause und frau schlüter-carstensen bei kaffee und kuchen so richtig wohl fühlen konnten. hoch lebe der jungfernstieg! zürich also ist am bellevue jetzt tief im letzten jahrtausend gelandet. so weit der erste eindruck. und dann das ganze von nahem besehen: dass die weit über hundert cool illuminierten hellen holzwürfel an der decke der bar und die vom jugendstil inspirierten metall-ornamente vor der glasfront je für sich zwar hübsch sind, aber in keinster weise korrespondieren, kann nur auf einen erbitterten design-wettbewerb zwischen architekt und innenarchitekt zurückzuführen sein. zu viele ideen für zu wenig raum. london hat die tate modern von herzog und de meuron, rom hat das maxxi von zaha hadid, luzern hat das kkl von jean nouvel. zürich hat das caffé collana von zach+zünd, das luxuriöseste pissoir-häuschen zwischen moskau und madrid. immerhin.
Sonntag, 13. Mai 2012
MÜNCHEN: FRISCHER SATANSBRATEN
keine zeile bringt der einst
gefeierte dichter walter kranz mehr zu papier. seit jahren. doch dann fällt ihm
endlich wieder ein gedicht ein, ein grosses gedicht: „der albatros“. nur
schade, dass eben dieses gedicht jahrzehnte zuvor schon stefan george geschrieben
hat. in seiner verzweiflung entschliesst sich kranz, stefan george zu werden,
ändert das outfit entsprechend, hält sich hübsche jünger, die ihn bejubeln; nur
mit dem schwul-sein will´s nicht wirklich klappen. what a story! dieses durch
und durch durchgedrehte ding hat sich rainer werner fassbinder ausgedacht und
1976 als „satansbraten“ verfilmt, eine farce über den schnelllebigen kulturbetrieb
jener zeit. fake, remake, plagiat – eine steilvorlage für stefan pucher, der
den braten jetzt auf die bühne der münchner kammerspiele bringt. er macht das
abkupfern zum stilprinzip seiner inszenierung, baut in einem filmset ganze fassbinder-szenen
nach. doch jener zeitgeist hat sich verflüchtigt, weshalb dem höllenspektakel hier
dringlichkeit und schärfe fehlen. freut man sich halt, die schauspieler aus der
obersten liga mal beim klamauk-machen für sich zu haben: sie kochen rührei,
sammeln fliegen, killen edelnutten und wolfgang pregler – als kranz immer im
zentrum – wuselt als selbstgefälliger wichtel und arroganter widerling durch
diese welt und seinen grössenwahn. und ja, übrigens, weil das mit dem gedicht
nichts wurde, wirft sich kranz am ende des stücks auf einen roman, einen wirklich
grossen roman, der titel lässt da keinen zweifel: „keine feier für den toten
hund des führers“.
Samstag, 12. Mai 2012
LUZERN: WARUM JOURNALISTEN TWITTERN SOLLTEN
140 zeichen! was lässt sich schon sagen in dieser kürze? und warum eigentlich gerade mal 140 zeichen? die einwände sind immer die gleichen, einigermassen abgelutscht mittlerweile. viele finden twitter doof und einige finden es total doof. das kann man niemandem verübeln. journalistinnen und journalisten würde eine leicht differenziertere betrachtungsweise dieser 140-zeichen-welt nicht schlecht anstehen. auf twitter können sie nämlich etwas lernen und täglich neu üben, was nicht mehr alle einwandfrei beherrschen: die kunst der gepflegten zuspitzung. einen sachverhalt, eine information mit 140 zeichen gleichermassen präzis wie prägnant auf den punkt bringen, das kann nur, wer die fakten klar vor augen hat. fokussieren, bündeln, feilen, überdenken, feilen, weglassen, neuer anlauf, neue idee, feilen – die kunst des zuspitzens muss trainiert werden, immer wieder aufs neue. auf twitter übt man vor publikum: dass twitternde journalistinnen und journalisten unter ihren followern viele opinion leaders haben, weckt den ehrgeiz, mit den zugespitzten botschaften wirklich wahrgenommen und verstanden zu werden; dass sich unter ihren followern zudem auch viele berufskolleginnen und –kollegen finden (von den mitarbeitenden der srf-regionalredaktionen beispielsweise twittert aktuell knapp die hälfte), garantiert feedback, meistens sogar witzig und meistens sofort. twitter ist eine plapperbude, ein digitaler dorfplatz. twitter kann man aber auch als kreative herausforderung nutzen, gerade im journalismus, als täglichen fitness-parcours fürs hirn. – und jetzt das ganze noch in handlicher twitter-länge: twitter sollte für journalistinnen und journalisten obligatorisch sein: hier lernen und üben sie die kunst des zuspitzens, immer wieder neu. (exakt 140 zeichen, geht doch…)
Abonnieren
Posts (Atom)