Samstag, 3. September 2011

LUZERN: LA PÉRICHOLE, VERMASSELT

andreas herrmann, der schauspielchef des luzerner theaters, sollte wieder einmal kochen für seine familie. oder den keller aufräumen. oder im entlebuch wandern. nur eines sollte er bittebittebittebitte nie wieder tun: eine operette inszenieren. er kann es nicht! das luzerner theater eröffnet die neue saison mit „la périchole“ von  jacques offenbach, in einem festzelt im stadthaus-park. offenbach gehört zum anspruchsvollsten (das leichte ist das schwierige…), doch andreas herrmann weiss es besser: statt sängerinnen und sänger lässt er sein schauspiel-ensemble auftreten. da gibt es mit jörg dathe (als vize-könig) und david imhoof (als strassensänger) tatsächlich zwei leute mit toller stimme und komödiantischem furor, echte lichtblicke. zwei lichtblicke. bei allen anderen: krächzen, kreischen, quietschen – alles verstärkt notabene. und was den leuten an musikalischem talent abgeht, fehlt dem regisseur an ideen und raffinesse. offenbachs abstruse geschichte von der liebe des vize-königs zu einem einfachen mädchen aus dem volk ist kitschig, doppelbödig, ironisch, charmant. doch herr herrmann liefert statt charme klamauk, statt ironie klamauk, statt doppelbödigkeit klamauk, statt kitsch klamauk. es knistert nicht auf der bühne, es knarrt und knattert und knallt am laufenden band. weil er mit diesen leuten nicht auf die musik setzen kann, setzt er auf die lücken zwischen der musik. so total kann man operette missverstehen. und jemand sollte diesen regisseur mal darauf hinweisen, dass trockeneis beim zdf-fernsehballett in den siebziger jahren ganz ok war, bei inszenierungen im dritten jahrtausend als achtung-stimmung-signal aber doch eher leicht überholt wirkt. und nun zu den erfreulichen nachrichten: erstens spielt ein zauberhaftes orchesterchen (sechser-besetzung mit akkordeon, cello, klarinette, klavier, schlagzeug, violine), das offenbach im herzen und in den fingern hat. und zweitens gibt’s bier im festzelt, man kann sich also betrinken.